Weissensee: Das Glück der Erde liegt zwischen den Gipfeln der Berge

Vom Urlaub in Venedig hab ich hier bereits erzählt – doch unser Roadtrip war danach noch lange nicht vorbei. Nach der trubeligen, italienischen Stadt mit Filmkulissen-Flair ging es weiter nach Österreich. Der Berg ruft! Als Nordlicht bemerke ich schon bei kleinsten Hügeln Druck auf den Ohren, die Berge kannte ich bisher vor allem von oben beim Blick aus dem Flieger gen Süden. Doch eine Woche am Weissensee hat mal wieder gezeigt, was schon Goethe wusste: Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah...

 

Bei der Autofahrt durch die Dolomiten war ich mir sicher: Die Berge und ich, wir werden keine Freunde. Serpentinen. Noch eine Kurve. Und noch eine. Und noch eine. Mühsam schlängelten wir uns auf und ab. Ohne wirklich viel gegessen zu haben, machte mein Kreislauf schlapp. Doch nach einer Pause und mit mehr Zucker im Blut schafften wir das letzte Stück ohne flauen Magen. Und der erste Blick machte alle Leiden wieder wett. Im warmen Licht der tiefstehenden Sonne funkelte der Weissensee in seiner ganzen Pracht, eingerahmt von saftig grünen Bergen, Wiesen und pittoresken Pensionen im österreichischen Stil. Wir könnten doch Freunde werden, ziemlich gute Freunde, liebe Berge.

Wir checkten im Haus Edelweiss in Neusach ein, eine einfache, saubere und freundliche Pension mit gutem Frühstücksbuffet, und gingen ans Wasser. Der See lag friedlich und still da, allein saßen wir auf dem Steg und hielten die Füße ins Wasser, während sich alle in die Restaurants begaben, um früh zu Abend zu essen, wie es sich im Kurort gehört. Die Sonne blinzelte in den Augen, ein Lächeln auf dem Gesicht. Völlige Entspannung. Ruhe. Frieden. Glück. Ein euphorisches Lachen bahnte sich seinen Weg tief aus dem Bauch heraus. Die Energie, verloren im Alltag, war plötzlich wieder da. Also los: Bikini an und rein in den See! Lachen, planschen, schwimmen, strahlen. Kalt? Nur kurz. 21°C Wassertemperatur.

Es war der Beginn einer wundervollen Woche. In der Sonne am See liegen, schon vor dem Frühstück schwimmen gehen, schaffst du es bis ans andere Ufer? Wandern, aufi geht’s, Schritt für Schritt, huch, ich bin fast abgerutscht. Das Panorama genießen, Schweiß auf der Stirn, einen Schluck vom eiskalten Bergwasser aus der Quelle am Wegesrand. Und zur Belohnung einen Kaiserschmarrn mit Apfelmus, der vielleicht nirgends so gut schmeckt, wie auf einer Alm nach einer gscheiten Wanderung. Und dann rauspaddeln, uff, ganz schön anstrengend, aber der Blick, ja, der Blick. Alles ist ursprünglicher, natürlich, weit weg von Social Media und endlich wieder echt. Eine Woche raus, alles raus aus dem Kopf, nur noch das kristallklare Wasser des Sees, durch das man immer bis auf den Grund sehen kann.

 

Seht selbst.

 

(Fotos von Michael Jacobus Maas & mir)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0