Viva Venezia

Kaum eine Stadt steht so sehr für Romantik wie Venedig. Gondelfahrten, enge, verwinkelte Häuserschluchten, eine Stadt auf Stelzen, mitten im Wasser. Endlich war ich da, zum ersten Mal. Im August, in der Hauptreisezeit. Ob Venedig trotz der bereits erwarteten Touristenmassen überzeugen kann? Ja, es kann. Der Zauber der Stadt hat uns vom ersten bis zum letzten Moment eingenommen. Es ist so ganz anders, so besonders, so faszinierend schön.

 

Mit dem Auto ging es bis zum Flughafen Marco Polo, dort kann man auch ohne vorherige Reservierung einigermaßen günstig (10 bis 15 Euro am Tag) parken. Von da aus weiter mit dem Schiff, schließlich ist die Altstadt autofrei. Die etwa 45-minütige Bootsfahrt war bereits ein Erlebnis. Eine richtige Wasser-Schnellstraße führt nach Venedig! Und die ersten Blicke vermitteln sofort, welche Faszination die Stadt ausstrahlt. Da wir in der Nähe des Markusplatzes übernachtet haben, sind wir direkt beim Ankommen komplett durch den Canal Grande gefahren und konnten die Gondeln, die Wasserbusse, die Menschen, die Fassaden vom Wasser aus bewundern. Bei strahlendem Sonnenschein checkten wir im Hotel Bel Sito ein, das perfekt liegt, um von dort durch die Stadt zu laufen, das romantisch-kitschig eingerichtet ist und den leicht morbiden Charme der Stadt auch in die Räume übertragen hat. Unser Zimmer war etwas düster – aber gemütlich und völlig in Ordnung.

 

Der erste Spaziergang: planlos, ziellos, ohne To Dos, entspannt. Der Alltag war sofort weit, weit weg. Die Welt kann so einfach sein. Ein Eis, einen Aperol Spritz, laufen, gucken, abbiegen, wenn zu viele Menschen da sind, dort sein, wo sonst kaum jemand ist, wo Wäscheleinen zwischen den Häusern gespannt sind und Italienisch gesprochen wird. Und dann Pizza, draußen, im Dämmer- und Kerzenlicht. La Dolce Vita.

 

Statt mit den Massen zu laufen, sind wir durch die Gassen geirrt, haben uns verlaufen und dadurch die schönsten Ecken gefunden. Jeder Blick in die nächste Gasse ein neues Fotomotiv, jeder Sonnenstrahl, der auf dem Wasser glitzert, ein Lächeln. All die Details, die Balkone und verschnörkelten Fenster, der abgeblätterte Putz und die alten Stuckarbeiten. Es gibt so viel zu entdecken, auch und gerade abseits der Touristenzentren. Wir wollten uns nicht drei Stunden von dem Dogenpalast oder dem Markusdom anstellen, sondern lieber die Ecken sehen, die noch nicht millionenfach fotografiert wurden. Und auch die ach-so-romantische Godelfahrt haben wir uns gespart – die Kanäle waren so voll von Gondeln, die Boote schoben sich aneinander vorbei wie die Menschen auf den Brücken, es war zu viel, es fühlte sich nach einer reinen Touristen-Abzocke an, von Romantik war da wenig zu spüren. Stattdessen sind wir morgens um 5:45 Uhr aufgestanden, ungeduscht in die Klamotten gesprungen und mit Kameras losgezogen, um die Morgenstimmung und den Sonnenaufgang auf dem Markusplatz einzufangen. Dann, wenn niemand da ist, nur ein paar verrückte Menschen wie wir. Besser als jede Gondelfahrt. Versprochen.

 

Und nun genug der großen Worte – schaut selbst und genießt die Erinnerungen oder das Fernweh, das dabei aufkommt.

 

Fotos von Michael Jacobus Maas und mir.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Florentine (Dienstag, 30 August 2016 09:06)

    Was für ein schöner Beitrag! Tolle Fotos, da bekommt man gleich Sehnsucht nach Venedig...:)